KBV Schweewarden e.V.

 

Reporter gibt sich die Kugel

Schweewarden. Bei den meisten Menschen südlich des 53. Breitengrades löst das Wort Boßeln verständnisloses Schulterzucken aus. Andere wiederum behaupten, das sei doch kein Sport. Ideale Bedingungen für einen unsportlichen Rechtsweseraner wie mich, Boßeln aus der Sicht des eingebetteten Reporters kennenzulernen. Dazu begleite ich die Herrenmannschaft des KBV Schweewarden.


Dabei bin ich gar nicht mal so unsportlich. Immerhin habe ich schon (imaginäres Nachzählen) sechs Mal in meinem Leben geboßelt. Drei Mal sogar in diesem Jahrtausend. Auf Kohlfahrten. Einem spaßigen Nachmittag steht also von mir aus nichts im Weg.


Bollerwagen ist nie dabei

Als ich mit den KBV-Boßlern zusammentreffe, werde ich misstrauisch. Der Bollerwagen fehlt. „Den haben wir nie dabei“, erklärt mir Boßelwart Stefan Freese und schiebt die wichtigsten Regeln gleich hinterher: Die Wegstrecke muss mit möglichst wenigen Würfen zurückgelegt werden. Dazu werden zwei Teams mit je vier Werfern gebildet. Eines wirft die Holz- eines die Gummikugel. Stefan Freese überreicht mir außerdem ein Boßeltuch, mit dem ich die regennasse Kugel trockenwischen kann, um sie besser im Griff zu haben.

Für meinen ersten Wurf lasse ich mir Tipps zur Technik geben. Ich halte die Gummikugel ähnlich wie beim Kegeln, nehme Anlauf und versuche, wie mir Stefan Freese geraten hat, mit dem rechten Fuß zum Wurf abzuspringen. Für jemanden ohne jegliche Hand-Auge-Koordination funktioniert das erste Mal leidlich gut und ich bin sicher, eine Weite im zweistelligen Meter-Bereich erreicht zu haben, bevor der knallrote Gummiball am Straßenrand liegenbleibt.

Wir treiben die Kugeln vom Schweewarder Sportplatz über die Langlütjenstraße bis nach Tettens, anschließend noch einige hundert Meter am Deich entlang und wieder zurück. Dabei halten wir einige Male inne, um die Damen-Mannschaft und die zweite Herren passieren zu lassen, die an diesem Tag noch reguläre Punktspiele bestreiten.

Meine Technik erweist sich als eher noch nicht punktspielreif und bessert sich im Laufe des Spiels auch nicht entscheidend. Im Gegenteil:  Ich springe auch mal auf dem falschen Fuß ab und die Kugel bekommt immer mehr Linksdrall. Auch beim Abwurf zu schreien wie ein Hammerwerfer mit Tobsuchtsanfall verbessert meine Weiten nicht wirklich.

Auf dem Rückweg darf ich ausnahmsweise auf die Holzkugel wechseln. Die lässt sich allerdings noch schlechter kontrollieren und bleibt noch früher liegen. Außerdem tun mir langsam die Beine weh. Wie weit liegen Schweewarden und Tettens bloß auseinander? Meinem Körpergefühl nach müssen wir aus Wilhelmshaven hergelaufen sein. Tatsächlich haben wir gerade einmal rund fünf Kilometer zurückgelegt, wie Stefan Freese zum Abschluss meiner ersten „echten“ Boßeltour erzählt. Normale Punktspiele gehen über sieben Kilometer.


Probleme mit der Technik

„Für das erste Mal gar nicht so schlecht“ lautet der Tenor der Manöverkritik. „Wenn du erst mal richtig Dampf hinter die Kugel kriegst, dann geht das gut“, sagt Mitboßler Maik Wache. An der Technik hapert es allerdings noch, wie Stefan Freese erklärt. „Den Wurf und die Bewegungsabläufe, das bekommt man letztlich nur mit üben hin“, sagt er. Würde ich jetzt eintreten, könnte ich bei den zweiten Herren in der Kreisliga anfangen. „Und dann trainieren, trainieren, trainieren“, spornt mich Stefan Freese an.


Urkunde zum Abschied

Zum Abschluss bekomme ich sogar meine erste Boßel-Trophäe: Eine Urkunde zur erfolgreichen Teilnahme am Schnuppertraining, wie sie auch Schüler bei Ferienpass-Aktionen bekommen. So ist mein erster Boßel-Einsatz nicht nur hier in der Kreiszeitung dokumentiert, sondern auch in meinem Wohnzimmer. Und Spaß hat es auch noch gemacht.


(Quelle Kreiszeitung Wesermarsch vom 25.06.2016 von Jens Schönig)


Sport-Serie

Mit diesem Artikel setzt die Kreiszeitung Wesermarsch die Serie über einmalige sportliche Aktivitäten der Redaktionsmitglieder fort. Die gehen eher unbedarft in die Trainingsstunden, weil sie zwar schon mal von der Sportart gehört, sie bislang aber selten bis gar nicht betrieben haben.

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